Ausgabe Mai 2012

Grass und die Bombe

Worüber wir eigentlich reden sollten

Am 13. März 2012 plädierte David Grossman, der berühmte israelische Schriftsteller und Trä­ger des Friedenspreises des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 2010, in einem Beitrag für das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit Nachdruck für Zurückhaltung im Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Er fragte sich, ob Ministerpräsident Netanjahu bei seinen vielen Beschwörungen des alten und eines neuen Holocaust noch zwischen den realen Gefahren, die Israel drohten, und den Echos und Schatten historischer Traumata unterscheiden könne. Vielleicht sei seine harte Sprache, seien die eindringlichen Katastrophenbilder nur eine Taktik, um die Welt dazu zu bringen, die Daumenschrauben im Falle des Iran richtig anzusetzen. Sollte das funktionie­ren, so würde natürlich jeder anerkennen, dass Netanjahu seine Sache gut gemacht habe. Be­wege er sich aber in einer hermetischen Gedankenwelt zwischen Katastrophe und Erlösung, dann führten wir eine andere Diskussion. Könne Netanjahu, inmitten des Drucks, den er selbst schaffe und anheize, überhaupt zu einer nüchternen und realistischen Entscheidung finden? Werde Israel, um eine mögliche Katastrophe in der Zukunft zu verhindern, eine gewiss eintre­tende Katastrophe in Gang setzen?

Eindringlich warnte der israelische Schriftsteller vor den Risiken eines Waffengangs auch für Israel selbst.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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