Worüber wir eigentlich reden sollten
Am 13. März 2012 plädierte David Grossman, der berühmte israelische Schriftsteller und Träger des Friedenspreises des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 2010, in einem Beitrag für das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit Nachdruck für Zurückhaltung im Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Er fragte sich, ob Ministerpräsident Netanjahu bei seinen vielen Beschwörungen des alten und eines neuen Holocaust noch zwischen den realen Gefahren, die Israel drohten, und den Echos und Schatten historischer Traumata unterscheiden könne. Vielleicht sei seine harte Sprache, seien die eindringlichen Katastrophenbilder nur eine Taktik, um die Welt dazu zu bringen, die Daumenschrauben im Falle des Iran richtig anzusetzen. Sollte das funktionieren, so würde natürlich jeder anerkennen, dass Netanjahu seine Sache gut gemacht habe. Bewege er sich aber in einer hermetischen Gedankenwelt zwischen Katastrophe und Erlösung, dann führten wir eine andere Diskussion. Könne Netanjahu, inmitten des Drucks, den er selbst schaffe und anheize, überhaupt zu einer nüchternen und realistischen Entscheidung finden? Werde Israel, um eine mögliche Katastrophe in der Zukunft zu verhindern, eine gewiss eintretende Katastrophe in Gang setzen?
Eindringlich warnte der israelische Schriftsteller vor den Risiken eines Waffengangs auch für Israel selbst.