Die Frage, wie mit dem Atomprogramm des Iran umzugehen sei, ist ein politisches Rätsel ersten Ranges, sowohl für die Vereinigten Staaten wie für die ganze Welt. Sie markiert zugleich einen Wendepunkt der Nukleargeschichte, denn sie zwingt uns, über die jüngste Entwicklung der atomaren Gefahr neu nachzudenken, desgleichen über die Strategien für einen angemessenen Umgang mit dieser Gefahr und sogar über Ursprung und Wesen des eigentlichen Dilemmas, vor das die Atomwaffe uns stellt.
Nach den jüngsten Gesprächen von Präsident Obama und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Washington sieht es so aus, dass bis auf weiteres – vielleicht während des ganzen restlichen US-Wahlkampfs – kein Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen erfolgen wird, weder seitens der Vereinigten Staaten noch Israels. Iran hat in Gespräche mit einer Sechsmächtegruppe unter der Leitung von Catherine Ashton, der EU-Außenpolitikchefin, eingewilligt, bei denen eine diplomatische Lösung des Streits erörtert werden soll. Diese Gespräche ziehen jetzt erst einmal die Aufmerksamkeit auf sich. Sie finden im Schatten schwerer Wirtschaftssanktionen statt, die der UN-Sicherheitsrat über den Iran verhängt hat.
Aber ein anderes Ergebnis des jüngsten Treffens zwischen Obama und Netanjahu wiegt nicht weniger schwer.