Ausgabe Mai 2012

Netz ohne Vertrauen: Die neue Mega-Öffentlichkeit

Bild: iStockPhoto

Facebook, das größte soziale Netzwerk der Welt, geht in diesem Monat an die Börse, und die Erwartungen sind hoch: Der Konzern, der über die Nutzerprofile von rund 850 Millionen Menschen verfügt, hofft, die Rekordsumme von mehr als fünf Mrd. US-Dollar zu erzielen. Damit würde der Wert des Unternehmens auf über 100 Mrd. US-Dollar ansteigen.

Doch nicht nur auf dem Börsenparkett bricht der Internetriese alle Rekorde. Täglich tauschen Facebook-Nutzer untereinander mehr als 250 Mio. Fotos und über 500 Mio. Nachrichten aus. Der weltweite Erfolg des sozialen Netzwerks hat somit auch unsere Kommunikationsgewohnheiten grundlegend verändert – und zugleich die Trennlinie zwischen privatem und öffentlichem Raum verschoben. Letztlich stellt sich damit die Frage, ob die Unterscheidung zwischen privat und öffentlich im „digitalen Zeitalter“ überhaupt noch Bestand haben kann.

Privatheit vs. Öffentlichkeit

Privatheit und Öffentlichkeit sind zwei Begriffe, die wir derzeit noch ohne Zögern verwenden und deren Konzepte uns im Alltag geläufig zu sein scheinen: Was wir zu Hause tun, ist privat, und was wir öffentlich tun, findet auf der Straße oder dem Marktplatz statt. Schon die Griechen unterschieden vom privaten Gehöft (Oikos) die Agora, auf der man sich versammelte und auf der Institutionen angesiedelt waren, die der Allgemeinheit dienten.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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