Ausgabe August 2013

Baustelle Gesundheitspolitik

Bild: crocodile / photocase.com

Die gute Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung kommt vor allem den Versicherten zugute“, lässt Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) kurz vor den Bundestagswahlen auf der Website seines Ministeriums wissen.[1] Eigentlich müsste er hinzufügen, dass die seit seinem Amtsantritt anhaltende entspannte Situation auch ihn selbst in eine glückliche Lage versetzt hat: Als erster Gesundheitsminister seit über 30 Jahren musste er keine einzige schmerzende Reform durchsetzen, sondern konnte, ganz im Gegenteil, Geschenke verteilen.

Obwohl sich im Mai 2011, als er seinem Parteifreund Philipp Rösler nachfolgte, mit dem Zusammenbruch von zwei Betriebskrankenkassen noch drohende Wolken über dem Ressort zusammenzubrauen schienen, erwies sich Bahrs Ausgangssituation doch viel günstiger als die jedes seiner Amtsvorgänger.

Die stabile Konjunktur spülte der Kranken- und Pflegeversicherung unverhofft viel Geld in die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV), so dass sie bis heute einen fetten Speck von 27,7 Mrd. Euro angesetzt haben.[2] Zugleich sorgte das noch von Rösler durchgesetzte Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG) für erhebliche Einsparungen im Arzneimittelsektor.[3]

Dennoch hat Bahr in den vergangenen zwei Jahren diese Gelegenheit kaum genutzt.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.