Ausgabe Juni 2013

»Du musst Dein Leben ändern«

Die ethische Produktivität des Menschen und ihre Ausbeutung

Bild: Janine Wittig / photocase.com

Warum führt die berechtigte Empörung über die Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß zu einer nationalen Debatte, deren Wellen bis in die Fernsehtalkshows reichen und Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände wie auch die Politik beunruhigen? Und warum lösen der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen – jüngst im Falle Pola Kinskis durch ihren Vater –, aber auch der öffentlich gemachte Burnout einer Professorin oder die Depressionen eines Fußballtorwarts regelmäßig wahre Beben in den Feuilletons aus?

Für jeden dieser Fälle gibt es andere Ursachen und wegen des besonderen Skandalisierungspotentials natürlich auch ein besonderes Medieninteresse. Es gibt jedoch zumindest einen Aspekt, unter dem weniger die Fälle selbst sich ähneln als vielmehr die Art und Weise, wie sie öffentlich diskutiert werden: Die öffentliche Aufmerksamkeit gilt stets den Lebensschicksalen Einzelner, ihrer jeweiligen Vorstellung von sich und ihrem Verhältnis zu sich selbst. Der Fußballmanager erzählt von seiner Sucht nach den Börsenausschlägen, die Professorin von ihrer Selbst-Überforderung mit unrealistischen Leistungsansprüchen, der daraus resultierenden Lebenskrise und ihrer Überwindung.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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