Ausgabe Dezember 2014

Islamischer Staat oder: Der falsche Fokus

Die Massaker des „Islamischen Staats“ (IS) an den Jesiden und der Kampf um die syrisch-kurdische Grenzstadt Kobani haben in Deutschland zu einem breiten Konsens für die militärische Unterstützung „der Kurden“ geführt.

Die Bilder verzweifelter Christen und Jesiden und der als Verteidiger abendländischer Werte angesehenen Peschmerga dienten der Bundesregierung, die selbstverständlich auch ihre Wirtschaftsinteressen in der ressourcenreichen Region im Auge hat, als Legitimation für den Beschluss zu Waffenlieferungen. Damit gelang ihr ohne nennenswerten gesellschaftlichen Widerstand ein Paradigmenwechsel in der Außenpolitik, der weitreichende Konsequenzen haben wird.

Auch Teilen einer bisher hinsichtlich des IS sprach- und hilflosen Linken boten die Live-Berichte von der „Entscheidungsschlacht“ um Kobani und die Bilder der dort kämpfenden Frauen und Männer der kurdischen PYD und PKK die Möglichkeit zur Identifikation und Handlung, von Solidaritätsdemonstrationen bis hin zu Geldsammlungen für Waffen.

Ein einsamer Kampf der Kurden?

Beides verschmilzt in der Erzählung vom „einsamen Kampf der Kurden“ gegen den IS-Vormarsch.

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