Ausgabe Januar 2014

1914: Der deutsche Wille zum Zukunftskrieg

Am 1. August jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Eines Krieges, an dem sich am Ende 40 Nationen beteiligten und in dem etwa 70 Millionen Menschen unter Waffen standen. Eines Krieges, der das Leben von etwa 17 Millionen Menschen forderte.[1] Eines Krieges schließlich, den der amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan zu Recht als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet hat, weil er mit dem Friedensschluss von Versailles nicht wirklich beendet war, sondern sich in den Köpfen fortsetzte und weil von ihm aus direkte Kontinuitätslinien hinführen bis zu Hitler und zum Zweiten Weltkrieg.

Seit dem ersten großen Historikerstreit in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, ausgelöst zu Beginn der 60er Jahre durch die epochalen Forschungen des Hamburger Historikers Fritz Fischer, wissen wir, dass Deutschland den Krieg wollte, um seine Machtposition in Europa auszubauen und seinen Anspruch auf Weltgeltung durchzusetzen. Aber aus moralischen Gründen und aus Angst, als barbarischer Kriegstreiber dazustehen, tat die deutsche Reichsleitung alles, um öffentlich nicht als Verursacher in Verdacht zu geraten. Stattdessen suchte sie dringend nach einem Vorwand, um den Krieg zu bekommen, und zwar nicht irgendwann, sondern bei dem 1914 noch für Deutschland vorteilhaften Rüstungsstand.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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