Ausgabe April 2015

Demokratisiert die EZB!

»Die EZB hält immer noch das Seil, das um unseren Hals liegt«, stellt der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras zu Recht fest (»Der Spiegel«, 11/2015). Wie aber kann eine demokratisch gewählte Regierung so vollständig abhängig sein von einer niemandem zur Rechenschaft verpflichteten, unabhängigen »Experteneinrichtung«? Und wie wäre dem auf demokratischem Wege Abhilfe zu schaffen? Diese Fragen beantwortet im Folgenden der Ökonom und Soziologe Gerd Grözinger.

Was für eine erstaunliche Koinzidenz: Von März 2015 bis September 2016 will die EZB jeden Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Wert von 60 Mrd. Euro kaufen, insgesamt also für 1140 Mrd. Euro. Gleichzeitig sieht die EZB – dank ihrer Unabhängigkeit – keinen weiteren Spielraum für die erforderlichen Notkredite an griechische Banken.

Was für die griechische Bevölkerung eine tödliche Bedrohung ist, lobt dagegen der Standard-Ökonom. Denn, so die Website der EZB: „Umfassende theoretische Analysen und empirische Belege zur Zentralbankunabhängigkeit zeigen, dass die Unabhängigkeit der Zentralbank [...] der Gewährleistung von Preisstabilität förderlich ist.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.