Ausgabe Juni 2015

Dialektik der Autonomie

Elf Gebote gegen den Konformismus

Moderne, demokratische und freiheitlich verfasste Gesellschaften sind ohne die Vorstellung, dass Menschen autonom entscheidungsfähig sind, nicht denkbar. Gleichzeitig können wir zivilisatorische Standards, die einmal erreicht worden sind, nicht einfach als unveränderlich voraussetzen. Bis in die jüngste Vergangenheit finden sich immer wieder Prozesse des Zivilisationsverlustes, die auch die gewonnenen Autonomie- und Freiheitsspielräume massiv einschränken können. Und: Autonomie und Freiheit erscheinen nicht allen Menschen unter allen Bedingungen als willkommen; sie können auch als Belastung und Zumutung wahrgenommen werden, da sie Entscheidungszwänge auferlegen, denen viele nur allzu gern entkommen würden.

Das Maß an Autonomie, Freiheit und auch Sicherheit, das die Mitglieder moderner demokratischer Rechtsstaaten genießen, ist historisch nicht nur einzigartig, sondern auch geradezu unwahrscheinlich. Von den 200 000 Jahren Geschichte des Homo sapiens sind es, die athenische Demokratie eingerechnet, insgesamt bloß 400 bis 500 Jahre, in denen Demokratien geherrscht haben, und auch das jeweils nur in einem kleinen Teil der Welt.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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