Ausgabe Oktober 2016

Was kommt nach dem Protest?

Der Aufstieg der AfD und die Krise der Linken

Bild: froodmat / photocase.de

Erst Brandenburg und Sachsen, dann Sachsen-Anhalt, jetzt Mecklenburg-Vorpommern und Berlin: Die Landtagswahlen der jüngsten Zeit haben eines bewiesen: Die AfD ist eine Herausforderung nicht nur für die Union, sondern auch für SPD und Linkspartei – und das trotz des erfolgreichen Ausreißers für Die Linke in Berlin. Wie schon in Sachsen-Anhalt wurde die AfD auch in Mecklenburg-Vorpommern zur zweitstärksten Partei. Gewiss, das eigentliche, zentrale Reservoir der AfD ist die Reaktivierung ehemaliger Nichtwähler. Zudem hat noch immer die CDU am meisten an die AfD verloren. Doch auch die Sozialdemokratie verliert erhebliche Stimmen an die Rechtspopulisten, und in Mecklenburg-Vorpommern musste vor allem auch die Linkspartei mächtig Federn lassen. Damit wurde eines erneut bestätigt: Offensichtlich sind die Zeiten zu Ende, in denen die Linkspartei primär auf dem Resonanzboden von Protest und Unzufriedenheit Zustimmung generieren konnte. Dieses Lager ist bereits seit längerer Zeit keine Ressource mehr für die Linkspartei (und für die SPD schon gar nicht).

Die Partei mag attraktiv geblieben sein für jene – und sie sollte es durchaus –, die eine ganz grundsätzlich kritische Haltung zum Kapitalismus haben; sie mag und sollte Ansprechpartnerin sein für viele, die sich in fortschrittlichen Protestbewegungen organisieren.

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