Glaubt man den Schwarzsehern, wird Marine Le Pen in fünf Jahren Emmanuel Macron beerben, da dieser notwendig scheitern müsse. Doch von den „genau 10 643 927 Französinnen und Franzosen [...], [die] am 7. Mai dieses Jahres die Rechtsnationalistin Marine Le Pen zur nächsten Präsidentin ihres Landes bestellen“[1] wollten, sind nur einen Monat später – bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen – ganze 1 590 858 übriggeblieben.[2] Marine Le Pen könnte daher schon bald Geschichte sein, was ein Comeback der Rechten qua Vereinigung des Front National mit Überresten der gerupften konservativen Republikaner nicht ausschließt. Im Folgenden soll jedoch von den auch nur 7 826 432 Französinnen und Franzosen die Rede sein, die Macrons Bewegungspartei „La République en marche!“ (LRM) am 18. Juni 2017 eine komfortable Mehrheit in der Assemblée Nationale verschafft und dem Präsidenten den Auftrag für einen inhaltlichen wie prozeduralen Politikwechsel gegeben haben.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.