Der Sieg Donald Trumps am 8. November 2016 kam für so gut wie jeden überraschend, auch für die Republikaner selbst und den heutigen Präsidenten höchstpersönlich. Er gelang ihm nur deshalb, weil er sich jeden Vorteil, den ihm das System – nicht zuletzt das Electoral College, das „Wahlmänner“-Gremium – gewährte, zunutze gemacht hatte – und weil die Demokraten mit ihrer Spitzenkandidatin Hillary Clinton kläglich versagten. Die bisherige Amtszeit Donald Trumps hat zu einer wachsenden Polarisierung der amerikanischen Politik geführt. Die republikanische Vormachtstellung führt zu massiven Rückschritten in vielen Bereichen, große gesellschaftliche Errungenschaften werden nach und nach abgewickelt. Dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich um Gesundheits-, Umwelt- oder Sozialpolitik handelt, die Maxime ist klar: Alles, was den liberalen Geist der Obama-Regierung atmet, gilt als verdächtig und wird von Trump lieber gestern als morgen rückgängig gemacht. Doch weite Teile der Bevölkerung wollen das nicht einfach hinnehmen. Das Bündnis rechter und ultrarechter Strömungen, das in den Institutionen Einzug gehalten hat, stößt auf massenhafte Ablehnung, aus der eine immer größere Protestbewegung erwächst.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.