Weite Teile des Mittleren Ostens befinden sich in Aufruhr. Rex Tillerson verdient daher ein Lob, darüber bei seiner jüngsten Reise in die Region nicht den Konflikt in Syrien vergessen zu haben. Der US-Außenminister stand vor keiner einfachen Aufgabe: Im Mittleren Osten war die amerikanische Diplomatie zuletzt beinahe unsichtbar. Und sein Ministerium scheint keine Ideen oder, noch wichtiger, Finanzmittel zu haben, um wieder eine Führungsrolle einzunehmen.
Wenn die Vereinigten Staaten sich der zunehmend tödlichen Krise in Syrien aber ernsthaft widmen wollen, müssen sie ein dauerhaftes Interesse an dieser zeigen – und ihren Worten auch Taten folgen lassen. Denn die Komplexität der Situation in Syrien übersteigt bei weitem die Fähigkeit der Welt, der Lage Herr zu werden. Rapide aufeinander folgende Ereignisse, eine wachsende Nummer an Akteuren und permanent wechselnde Frontlinien deuten auf ein großes Chaos.
Dabei zeigten sich in dem Konflikt noch vor einem halben Jahr zwei klare Trends: Unterstützt von Russland, Iran und der Hisbollah, war für den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad der Sieg zum Greifen nah. Und der sogenannte Islamische Staat (IS) stand vor einer schweren Niederlage gegen eine Koalition unter Führung der USA. Aber aus heutiger Sicht scheint der erfolgreiche Feldzug gegen den IS bestenfalls zu einem Pyrrhussieg geführt zu haben.