Ausgabe September 2018

Epochenthema Migration: Die Mosaiklinke in der Zerreißprobe?

Bild: zettberlin / photocase.de

Immer wieder taucht in linken Verständigungsdebatten der Begriff der Mosaiklinken auf. Entstanden ist er im Kontext der klassischen Frage, was unter den Bedingungen des Gegenwartskapitalismus „links“ sei und an welches Subjekt linke Ideen und Hoffnung zu adressieren seien.[1]Dabei begründeten sich die mosaiklinken Revitalisierungsanstrengungen, lange vor den aktuellen Überlegungen zur Gründung einer Sammlungsbewegung, aus der Schwäche linker Politik. Wie vielfach analysiert wurde, geriet die Linke im Übergang vom nationalen Wohlfahrtsstaats- zum globalisierten Finanzmarktkapitalismus zunehmend unter die Räder. Heute ist ihre Defensive der Art, „dass selbst die Paradigmen, mit denen eine solche Politik traditionell arbeitete, diskreditiert scheinen.“[2]

Die Mosaiklinke als Idee und Perspektive

Die Idee der Mosaiklinken will sich mit dieser Konstellation nicht abfinden. Sie versucht Akteure und Akteurinnen, die ein kapitalismuskritischer Grundimpuls und das Interesse an gesellschaftlichen Transformationsstrategien verbinden, zu einem gemeinsam handelnden Subjekt zusammenzuführen. Dass dieses Unterfangen auf eine robuste Diskussionskultur angewiesen ist, die strategische Kontroverse befördert und zugleich zivilisiert, um ihre Spaltungskraft zu bändigen, ist evident.

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Der Preis der Freiheit: Politische Gefangene in Belarus

von Olga Bubich

Es war eine große Überraschung für weite Teile der internationalen Gemeinschaft: Am 21. Juni ließ das belarussische Regime 14 politische Gefangene frei. Unter ihnen befand sich Siarhei Tsikhanouski, der 2020 verhaftet wurde, um seine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen zu verhindern.