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Arme Sozialdemokraten! Da hatten sie sich so große Hoffnungen gemacht, dass ihr fabulöser Spitzenkandidat Frans Timmermans als EU-Kommissionschef zum Zuge kommen würde, doch am Ende machten ihnen die vermaledeiten Osteuropäer um Viktor Orbán einen Strich durch die Rechnung – und heraus kam Ursula von der Leyen. Der SPD aber blieb wieder einmal nur Heulen und Zähneklappern, ein ziemlich unsouveränes „Nein“ – und das Beharren auf dem Spitzenkandidatenprinzip.
Hätte sich die Europa-SPD doch bloß ein Beispiel an Bremen genommen! Dort lässt sich lernen, wie man einen ganz anderen Weg gehen kann. Tatsächlich stellt die Partei in der Freien Hansestadt noch immer den Bürgermeister. Dafür aber tritt mit schöner Regelmäßigkeit der eigene Spitzenkandidat zurück.
Alles begann 2015: Als die SPD bei der Bürgerschaftswahl herbe Verluste erlitt und von 38,6 auf 32,8 Prozent absackte, erklärte der damalige Bürgermeister Jens Böhrnsen prompt seinen Rücktritt. Auf ihn folgte – ungewählt – Carsten Sieling, der am 26. Mai dieses Jahres fast 8 Prozentpunkte verlor und mit 24,9 Prozent das bis dato für undenkbar gehaltene möglich machte: den Absturz der seit 1946 in Bremen regierenden SPD hinter die CDU.