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In seinem umstrittenen Roman „Unterwerfung“ beschreibt Michel Houellebecq ein Frankreich der nahen Zukunft, in dem ein Islamist mit freundlichem Antlitz zum Präsidenten gewählt wird. Er stilisiert diese kollektive Wende in der Gestalt von François, einem Literaturwissenschaftler mit Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert, zu einer moralischen Kapitulation. François steht vor der Wahl, zum Islam überzutreten oder seine verdrießliche und hedonistische säkulare französische Identität zu bewahren. Ersteres brächte ihm einen beruflichen Aufstieg, mehr Geld und Zugang zu zahlreichen Frauen, die ihm im legitimen Rahmen der Polygamie sexuell und als Heimchen am Herd dienen würden. Die zweite Option würde bedeuten, dass er an einem Lebenswandel festhält, der immer wieder mit Momenten von Gelegenheitssex oder unverbindlichem Sex und existenzieller Langeweile durchsetzt ist. Letztlich sieht er sich dazu veranlasst, sich zu „unterwerfen“ (zum Islam zu konvertieren). Was ihn davon überzeugt, sich zu „ergeben“, ist die Aussicht auf die häuslichen und die sexuellen Dienste, die eine unterwürfige Frau ihm leisten wird.
Houellebecq greift damit die Themen zweier seiner früheren Romane wieder auf und bringt sie zum Abschluss: „Ausweitung der Kampfzone“ und „Elementarteilchen“.