
Bild: kremlin.ru
Es war ein Ereignis in typischer Fifa-Manier. Am 5. Juni entschied der Kongress des mächtigen Fußballweltverbandes in Paris über seinen neuen Vorsitzenden. Einziger Bewerber war Amtsinhaber Gianni Infantino. Doch offenbar fürchtete der insbesondere in Europa sehr umstrittene Schweizer, eine hohe Zahl an Gegenstimmen werde seine Legitimität schwächen. Also ließ er vor der Abstimmung eine Satzungsänderung beschließen, wonach fortan eine Wahl per simpler Akklamation erlaubt ist. Der Vorgang hatte allerdings einen ungesühnten Schönheitsfehler: Infantino brach die Regeln des Verbandes. Denn Anträge auf Statutenänderungen müssen den 211 nationalen Mitgliedsverbänden der Fifa eigentlich zwei Monate vor Beginn des Weltkongresses vorliegen.[1]
Zugleich ist dieser Vorgang symptomatisch für alles, was im Weltfußball schiefläuft. Die Milliardeneinnahmen aus Sponsorenverträgen und Fernsehrechten lassen viele Funktionäre schon seit langem über Geschäfte mit Despoten und systematische Korruption hinwegsehen – so sie denn nicht gleich selbst darin verstrickt sind. Infantino selbst räumte in Paris nonchalant ein, vor seiner ersten Amtszeit sei sein Verband eine „fast kriminelle Organisation“ gewesen.