Ausgabe August 2020

China: Machtpolitik mit Maske

Der chinesische Präsident Xi Jinping, der am 24. Mai an einer Beratung mit Abgeordneten aus der Provinz Hubei auf der dritten Sitzung des 13. Nationalen Volkskongresses teilnahm.

Bild: imago images / Hans Lucas

Die Meldungen klingen dramatisch: Zwei hochgerüstete Atommächte gehen Mitte Juni 2020 in einer unwirtlichen Grenzregion im Himalaja aufeinander los – und das auch noch recht archaisch mit Knüppeln und Steinen. Bereits seit einiger Zeit werden vermehrt ähnliche Zusammenstöße zwischen chinesischem und indischem Militär gemeldet, unter anderem 2017 im Länderdreieck mit Bhutan. Doch erstmals seit 1975 hat es bei diesen Zwischenfällen nun Tote gegeben.

Auguren malen bereits das Gespenst einer Eskalation an die Wand, auch wenn sich beide Seiten trotz wechselseitiger Schuldzuweisungen um Deeskalationsgesten bemühen. Seit sechs Jahrzehnten streiten sich Indien und China, anfangs brüderliche Gründer der Blockfreienbewegung, im Himalaja um verschiedene Territorien entlang der rund 3500 Kilometer langen gemeinsamen Grenzregion. 1962 kam es darob sogar zu einem chinesischen Militärschlag, der Indiens stolzer Armee eine schmerzhafte Niederlage bereitete.[1] Trotz dieses Konflikts behielt Indien enge wirtschaftliche und außenpolitische Beziehungen zu China und vermied es, in konfrontative Allianzen eingebunden zu werden. Doch jetzt, so manche Befürchtungen, könnten in beiden Ländern die zunehmend nationalistischen Regierungen den Konflikt wieder anheizen, um von inneren Problemen abzulenken.

August 2020

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