
Bild: Ulrich Bröckling: Postheroische Helden
Es ist wieder von Helden die Rede und vor allem auch von Heldinnen – in einer Zeit, in der man sich von solchen Gestalten eigentlich schon verabschiedet zu haben schien; in einer Epoche, die den kriegerisch und maskulin geprägten Heldenfiguren der Vergangenheit zutiefst misstraut und sich darum als „postheroisch“ betrachtet. Aber die Coronakrise hat eine scheinbar ganz neue Form heroischer Charaktere hervorgebracht: Es sind Krankenpfleger und Kassiererinnen im Supermarkt, die sich dauernd einem hohen Infektionsrisiko aussetzen. Sie alle versehen ihren Dienst an der Gesellschaft in „systemrelevanten“, aber schlecht bezahlten Berufen und bleiben dennoch – wie es in alten Sagen heißt – „tapfer und treu“. Dafür werden sie, wie jüngst in einer „Spiegel“-Serie, zu „Heldinnen und Helden des Corona-Alltags“ geadelt oder, wie vom „Guardian“, zu „heroes of the coronavirus crisis“, denen Dank und Unterstützung gebührt.
Auch in einem postheroischen Zeitalter lebt also das Bedürfnis nach Helden fort. Anders als in früheren Epochen gehört das Heroische aber nicht mehr zum selbstverständlichen Inventar der gesellschaftlichen Orientierung und Organisation. Vielmehr ist es zu einem „Problemanzeiger“ geworden, wie Ulrich Bröckling in „Postheroische Helden. Ein Zeitbild“ schreibt.