Ausgabe Mai 2021

Die Renaissance des Staates

Die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 in weniger als einem Jahr stellt ohne Zweifel eine enorme Leistung dar. Allerdings verlief deren Verteilung bisher alles andere als perfekt. In den Vereinigten Staaten konnte die „Operation Warp Speed“ die Zielvorgaben für die Produktion zwar erfüllen, verstolperte aber die Koordination der ersten Lieferungen. Der Plan legte weder eine am Bedarf orientierte Impfreihenfolge fest noch ging er ausreichend gegen die Benachteiligung ethnischer Minderheiten bei der Impfung vor.

Es zeigt sich deutlich, dass die Entwicklung sicherer und wirksamer Impfstoffe etwas anderes ist als die Gestaltung eines gerechten Impfprogramms. Staatliche missionsorientierte Innovationsstellen, insbesondere die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) und die Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA), haben entscheidend zur Grundlagenforschung für die hochmodernen mRNA-Impfstoffe beigetragen. Aber gibt es einen Zusammenhang zwischen der technischen Mission von Warp Speed und der Gesundheitsmission zur Bereitstellung eines „Impfstoffs für alle“?

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden muss diese Unterscheidung im Blick behalten, wenn sie nach vier Jahren, in denen Donald Trump die Wissenschaft ignoriert und aus seiner Verachtung für Wissenschaftler keinen Hehl gemacht hat, das Land „besser denn je wieder aufbauen“ und Förderprogramme für Wissenschaft und Technologie wiederbeleben will.

Mai 2021

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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