Ausgabe November 2021

Im Bürgerkrieg: Die neuen Querfrontpartisanen

Ein Demonstrant auf der sogenannten Hygienedemo in München trägt eine von »Braveheart« inspirierte Gesichtsbemalung und ein Schild mit einem Phönix darauf, der die tägliche Wiedergeburt symbolisiert, 23.5.2020 (IMAGO / ZUMA Wire)

Bild: Ein Demonstrant auf der sogenannten Hygienedemo in München trägt eine von »Braveheart« inspirierte Gesichtsbemalung und ein Schild mit einem Phönix darauf, der die tägliche Wiedergeburt symbolisiert, 23.5.2020 (IMAGO / ZUMA Wire)

Ende September schockierte der tödliche Angriff auf einen Aushilfskassierer einer Tankstelle in Idar-Oberstein das Land. Der 20jährige Student wurde erschossen, nachdem er den Kunden zuvor auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Der Täter tötete geplant und gab an, keinen „Ausweg“ mehr gesehen zu haben. Er habe ein „Zeichen“ gegen die Corona-Maßnahmen setzen wollen.[1] Offensichtlich handelt es sich bei dem Täter um einen sogenannten Corona-Leugner. Es war der erste politisch motivierte Mord im Kontext des deutschen Corona-Protests. Daher ist diese Tat keineswegs isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang dessen, was sich im Zuge der Corona-Pandemie unter dem „Querdenker“-Label als eine Widerstandsbewegung neuer, eigener Art entwickelt hat – mit direkten Verbindungen in die Politik. So erzielte die neu gegründete Hauspartei der Querdenker, „Die Basis“, bei der Bundestagswahl immerhin 1,6 Prozent der Erst- und 1,4 Prozent der Zweitstimmen. Das sind in absoluten Zahlen 730 000 bzw. 630 000 Stimmen. Als zweite Pro-Querdenker-Partei errang die rechtsradikale AfD 10,3 Prozent der Zweitstimmen und 16 Direktmandate in Ostdeutschland.

November 2021

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.