Ausgabe Dezember 2025

Faschismus als Endsieg der Evolution?

Ernst Jünger als Stichwortgeber der Cyberlibertären

Symbolbild: In die Luft gereckte Fäuste mit Smartphones (IMAGO / Zoonar)

Bild: (IMAGO / Zoonar)

Wie passt das alles zusammen? Ausgerechnet der Silicon-Valley-Elite liegen völkische Rechte zu Füßen, ausgerechnet am Ultralibertären Elon Musk hat die autoritäre AfD einen Narren gefressen. Hier sauberes Deutschtum, naturbelassene Bratwurst und Butzenscheiben – dort intergalaktische Raketen, Gehirnchips und Künstliche Intelligenz. Und während die Tech-Libertären nach den Sternen greifen, graben die Völkischen auf dampfender Scholle nach Tiefe und Ursprung. Zu allem Überfluss kommen die neuen Freunde auch noch aus den Vereinigten Staaten, von denen rechtsnationale Geister behaupten, die „raumfremde Macht“ habe – Stichwort Westbindung – Deutschland seines kulturellen Wurzelgrunds beraubt.

Keine Frage, auf den ersten Blick handelt es sich um eine strategische Allianz mit kurzer Halbwertzeit. Beide, die Völkischen wie die Libertären, haben dasselbe Hassobjekt, genannt das „alte System“. Die herrschende politische Klasse unterdrücke wahlweise die technologische Freiheit (US-Version) oder den freien Willen des Volkes (deutsche Version). Zum Glück, so frohlockt man hüben wie drüben, habe mit Donald Trump der Auszug aus der Knechtschaft begonnen: Die säkulare Stagnation ist vorbei, langsam kehrt das Leben in die Gesellschaft zurück und zaubert den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Damit, könnte man meinen, enden die transatlantischen Gemeinsamkeiten und die Geister scheiden sich wieder.

»Blätter«-Ausgabe 12/2025

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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