Der Sport als Schaufenster für Chinas Machtelite

Bild: Kinder posieren mit dem Maskottchen der Olympischen Winterspiele 2022, 18.9.2019 (IMAGO / VCG)
Auf dem Bildschirm ist das Lächeln von Peng Shuai unübersehbar. Sie trägt ein weißes T-Shirt, hinter ihr liegen Kuscheltiere. Vor dem Bildschirm sitzt Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Der einflussreichste Sportfunktionär der Welt hört besorgt zu. Diesen Eindruck möchte das IOC jedenfalls vermitteln. Tatsächlich aber dient das Foto, das Peng und Bach bei einer einträchtigen Videoschalte zeigen, weit eher der chinesischen Propaganda.
Der Fall steht sinnbildlich für den wachsenden Einfluss Pekings. Anfang November hatte die erfolgreiche Tennisspielerin Peng Shuai im Onlinedienst Weibo beschrieben, wie sie der frühere Vizepremierminister Zhang Gaoli vergewaltigt haben soll. Der Beitrag war nach zwanzig Minuten gelöscht. Danach wurde Peng Shuai mehr als zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Von Tag zu Tag wuchs der internationale Druck auf die chinesische Regierung. Millionen Menschen im Ausland verbreiteten den Hashtag „#WhereIsPengShuai“.
Peng trat schließlich am Rande eines Tennisturniers auf und wurde bei einem Abendessen mit Freunden gefilmt. Im Videogespräch mit Thomas Bach soll sie um Respekt für ihre Privatsphäre gebeten haben. Ob Bach nach Einschüchterung und Repression chinesischer Behörden gefragt hat, ist nicht überliefert. Er selbst hatte den Beschuldigten offenbar mehrfach getroffen.