Ausgabe Mai 2023

Sorgearbeit ohne Preis: Der blinde Fleck der Ökonomie

Symbolfoto Sorgearbeit, Erziehung (IMAGO / Shotshop)

Bild: Symbolfoto Sorgearbeit, Erziehung (IMAGO / Shotshop)

In der Januar-Ausgabe plädierte die Journalistin Maike Rademaker dafür, zur Bewältigung des Fachkräftemangels das brachliegende Erwerbspotenzial von Frauen stärker in den Blick zu nehmen. Uta Meier-Gräwe argumentiert, dies könne nur gelingen, wenn wir die Sorgearbeit ihrer wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung entsprechend aufwerten.

Was lange Zeit abstrakt erschien, ist in Deutschland mittlerweile bittere Realität: der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Zahl der Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, würde ohne Zuwanderung und steigende Erwerbsquoten der hier lebenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bis 2035 um mehr als sieben Millionen sinken.[1] Angesichts dessen liegen die Nerven blank: in der Pflege, der Gastronomie, im Handwerk und im Bildungssektor. Schulleitungen sehen im eklatanten Mangel an Lehrpersonal das größte Hindernis dafür, ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können. Mehr als zwei Drittel von ihnen schätzen das dem aktuellen Schulbarometer zufolge so ein, in sogenannten Brennpunktschulen ist das Drama mit 73 Prozent noch größer.[2]

Die Bemühungen, weibliche Lehrkräfte zu einer längeren, möglichst vollen Arbeitszeit zu motivieren, scheitern wiederum oft an der Allzuständigkeit der Frauen für die täglich anfallende Sorgearbeit rund um Familie und Haushalt.

»Blätter«-Ausgabe 5/2023

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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