Ausgabe November 2023

Mehr Demokratie wagen: Kein Klimaschutz ohne Bürgerräte

Symbolbild Bürgerbeteiligung (IMAGO / Zoonar / scusi)

Bild: Symbolbild Bürgerbeteiligung (IMAGO / Zoonar / scusi)

Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat der Deutsche Bundestag im Juli 2023 einen Bürgerrat eingerichtet, zum Thema „Ernährung im Wandel“. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas betonte dabei, dass die parlamentarische Demokratie „frische Ansätze“ brauche, um „das Vertrauen zu stärken“.[1] Zivilgesellschaftliche Bündnisse und auch einzelne Ministerien hatten bereits zuvor bundesweite Bürgerräte ins Leben gerufen, seit 2019 waren es insgesamt sieben. Tatsächlich werden die Stärken direkter Bürgerbeteiligung schon so lange betont, wie es die repräsentative Demokratie gibt – und besonders in Krisenzeiten wie der unsrigen. Speziell Bürgerräte bieten vor allem dann Vorteile, wenn grundsätzliche Empfehlungen für politische Strategien und Ziele entwickelt werden sollen. Da sie sich aus der „Mitte der Bürgerschaft“ speisen, bilden sie idealerweise zusätzliche Legitimationskraft für die gewählten Volksvertretungen, gerade bei schwierigen Gesetzesverfahren. Das vielleicht bekannteste Beispiel: 2017 empfahl ein Bürgerrat in Irland dem Parlament, das Abtreibungsverbot aufzuheben. Durch diese Empfehlung konnte die hitzige Debatte im tief katholisch geprägten Irland entspannt werden, gesellschaftlicher Konsens wurde möglich.

»Blätter«-Ausgabe 11/2023

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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