
Bild: Junge Männer ziehen eine französische Flagge durch den Dreck und schwenken die nigrische Flagge während einer Demonstration nach dem Militärputsch in Niamey, 13.8.2023 (IMAGO / Afrikimages)
Noch vor wenigen Monaten schien es ruhiger um den Sahel geworden zu sein. Zuvor hatten mehrere westliche Länder beschlossen, aus der UN-Friedensmission MINUSMA in Mali auszusteigen, darunter auch Deutschland. Aus Berliner Regierungskreisen war sogar zu hören, dass der Sahel an Bedeutung verlieren würde, stattdessen sprachen Thinktanks davon, dass es nun darauf ankäme, die Region einzuhegen und ein Übergreifen der dschihadistischen Gewalt auf die Küstenländer zu vermeiden. Doch dann erfolgte ein spektakulärer Doppelschlag, der unmissverständlich in Erinnerung rief, dass der Sahel – ähnlich wie der gesamte afrikanische Kontinent – längst in eine fundamentale Transformationsphase eingetreten ist, samt weltpolitischer Implikationen.
Zunächst verkündete der Außenminister der malischen, aus einem Putsch hervorgegangenen Übergangsregierung, am 19. Juni im UN-Sicherheitsrat, die UN-Mission MINUSMA solle das Land zum frühestmöglichen Zeitpunkt verlassen. Am 26. Juli putschte sodann im benachbarten Niger ein Teil des Militärs, was binnen weniger Tage das Land umkrempelte: Ähnlich wie bereits in Mali und Burkina Faso gingen die Putschisten schnell auf Distanz zum Westen, gleichzeitig erzeugten sie ein patriotisches, mitunter souveränistisch aufgeladenes Klima.