Ausgabe August 2024

»Amerikas Hitler«?

Ein Demo-Schild zeigt Donald Trump als eine Mischung aus Teufel und Hitler, Ontario, 4.2.2017 (IMAGO / ZUMA Press)

Bild: Ein Demo-Schild zeigt Donald Trump als eine Mischung aus Teufel und Hitler, Ontario, 4.2.2017 (IMAGO / ZUMA Press)

Woran mag der Trump-Attentäter, der 20jährige Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park in Pennsylvania, kurz vor seiner Tat gedacht haben? Vielleicht ja an jene bekannte Mail, die der Autor des Bestsellers „Hillbilly Elegy“ im Jahr 2016 an einen Freund geschrieben hatte: „Ich schwanke noch, ob ich Trump für ein zynisches Arschloch wie Nixon halte, das gar nicht so schlecht wäre (und sich vielleicht sogar als nützlich erweisen könnte), oder ob er Amerikas Hitler ist.“ Trump als Hitler? Wehret den Anfängen! Rechtfertigt das nicht alles?

Der Name des Mail-Autors: J.D. Vance, soeben frisch gekürter Vicepresident-Kandidat von Donald Trump, sein Running Mate. Vom Hitler-Verdacht zur Hitler-Verehrung? Wie krumm das Holz doch sein kann, aus dem der Mensch gemacht ist!

Heute agiert Vance wie ein typischer Konvertit, der seinem Meister beweisen will, dass er noch linientreuer ist als der Meister selbst. Genau deshalb hat Trump ihn ausgewählt, mit seinem untrüglichen Instinkt für die Schwächen der Menschen. Denn die Umgedrehten, die Bekehrten, sind die Leute, auf die sich Führer am sichersten stützen können. Weil sie immer bemüht sind, den Beweis zu erbringen, dass man sich hundertprozentig auf sie verlassen kann – schon, um den Verdacht zu entkräften, dass mit ihnen doch etwas nicht in Ordnung sein könnte.

Vance war denn auch der Erste, der das Trump-Attentat auf die Rhetorik Joe Bidens zurückführte.

»Blätter«-Ausgabe 8/2024

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