Der neu-alte Ethnonationalismus und die Destabilisierung des Balkans

Bild: Militärs am »Nationalfeiertag« der Republika Srpska. Das Datum ist historisch belastet und sorgt seit Jahren für Streit. Foto vom 9.1.2021 (IMAGO / Pixsell / Dejan Rakita)
Für den bosnischen Serben war es zwar nicht das erste Treffen mit Wladimir Putin, aber ein besonderes: Als Milorad Dodik, Präsident des serbisch dominierten Landesteils von Bosnien und Herzegowina, im Februar mit dem russischen Präsidenten in Kazan zusammentraf, gab es zu dem öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzten Händedruck auch eine hohe Auszeichnung für den Gast. Putin überreichte Dodik den Aleksander-Newski-Orden – für die „Vertiefung der Partnerschaft“ zwischen Moskau und der Republika Srpska.[1] Die Ehrung für den bosnisch-serbischen Nationalisten kommt nicht von ungefähr. Dodik agiert auf dem Balkan mit immer größerer Intensität als pro-russischer Troublemaker, der bereit ist, die dritte Front des Kreml zur Destabilisierung Europas zu eröffnen – nach der Ukraine und dem Baltikum, dessen russische Minderheiten Moskau zu instrumentalisieren versucht. Seit Jahren propagiert Dodik die Loslösung der serbisch dominierten Republika Srpska aus dem bosnischen Staatsverband. Gezielt unterminiert er staatliche Institutionen, um Bosnien – dem die EU im März Beitrittsverhandlungen in Aussicht gestellt hat – als multiethnischen Staat zu zerstören. So sorgte Dodik vergangenes Jahr dafür, dass in dem von ihm regierten Landesteil die Zuständigkeit des bosnischen Verfassungsgerichts infrage gestellt wurde.