Ausgabe April 2025

Konservatives Politiker-Recycling

Julia Klöckner nach ihrer Nominierung als Bundestagspräsidentin, 17.3.2025 (IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

Bild: Julia Klöckner nach ihrer Nominierung als Bundestagspräsidentin, 17.3.2025 (IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

In der langen Ahnenreihe der deutschen Bundestagspräsidenten gab es drei, und zwar alle von der CDU, die dieses Amt besonders lange prägten: Eugen Gerstenmaier (1954-1969), Rita Süssmuth (1988-1998) und Norbert Lammert (2005-2017). Nun kommt eine neue Aspirantin hinzu, die unverwüstliche Julia Klöckner, vor 30 Jahren Deutsche Weinkönigin, danach Landwirtschaftsministerin im Kabinett Merkel IV wie auch zweimal gescheiterte Spitzenkandidatin in Rheinland-Pfalz – und jetzt also Bundestagspräsidentin, laut Inlandsprotokoll der Bundesregierung das zweithöchste Amt im Staate. Was für ein Aufstieg! 

Genau das verweist auf den entscheidenden Unterschied zwischen Christ- und Sozialdemokraten: Die einen betreiben Recycling mit, die anderen Raubbau an ihrem Personal. Im Falle Klöckners mag man durchaus gespannt sein, ob sie mit ihrer schneidenden Stimme der AfD wird Paroli bieten können. Weit unbehaglicher wird einem dagegen, wenn man sieht, wer da noch alles durch die CDU-Wiederaufbereitungsanlage auf uns zukommt. Zeitweilig war sogar die Reaktivierung des alten Andenpakt-Kumpels und Merz-Beraters Roland Koch im Gespräch. Aus NRW winkt derweil die Riege der mittelalten Männer, von Armin Laschet über Norbert Röttgen bis zum hyperehrgeizigen Jens Spahn. Möge das Gesundheitsministerium von ihm verschont bleiben! Ansonsten werden wir ihm ein zweites Mal sehr viel zu verzeihen haben.

»Blätter«-Ausgabe 4/2025

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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