Ausgabe Juni 2025

Ecuador: Mit Mini-Trump zum Mafiastaat?

Unter Präsident Noboa wird das Militär auch im Innern eingesetzt. Wie etwa hier in Durán, 19.2.2024 (IMAGO / Agencia Prensa-Independiente)

Bild: Unter Präsident Noboa wird das Militär auch im Innern eingesetzt. Wie etwa hier in Durán, 19.2.2024 (IMAGO / Agencia Prensa-Independiente)

Der klare Sieg von Daniel Noboa bei der ecuadorianischen Präsidentschaftswahl am 13. April war eine Überraschung: Mit knapp 56 Prozent der Stimmen landete der amtierende Präsident in der Stichwahl deutlich vor seiner Konkurrentin von der „Revolución Ciudadana“ (RC), der Partei des ehemaligen linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa. Sie erzielte wie bereits im ersten Wahlgang im Februar gut 44 Prozent der Stimmen. Damals hatte sie allerdings noch gleichauf mit Noboa gelegen. Ihr Sieg schien auch deshalb möglich, weil sie ein Abkommen mit der Indigenen-Bewegung Conaie getroffen hatte, deren Vorsitzender Leonidas Iza im ersten Wahlgang mit gut fünf Prozent der Stimmen auf dem dritten Platz gelandet war. Hinzu kam, dass Noboa in seiner kurzen Präsidentschaft – die auf den vorzeitigen Rücktritt seines Vorgängers Guillermo Lasso folgte und dessen Amtszeit lediglich zu Ende führte – alle Krisen, die er zu lösen versprochen hatte, noch vertieft hat. Das gilt für ökonomische und soziale Aspekte ebenso wie für die Sicherheitslage und den Verfall demokratischer Regeln. 

Ecuadors Wirtschaft schrumpft, auch wegen großer Probleme mit der Energieversorgung – immer wieder kommt es zu Stromabschaltungen. Nur noch ein Drittel aller Beschäftigten verfügt über sozialversicherte Arbeitsplätze, immer mehr Kinder bleiben der Schule fern, viele junge Leute verfügen über keine berufliche Perspektive.

»Blätter«-Ausgabe 6/2025

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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