Trumps autoritäre Wende und die Lebenslügen der Bundesrepublik

Bild: Am 24. Juli 2008 besuchte Barack Obama Berlin, damals noch als US-Präsidentschaftsbewerber. Mehr als zweihunderttausend Menschen waren im Publikum (IMAGO / Fabian Matzerath)
Die autoritäre Wende in den USA unter der Trump-Regierung hat bei vielen Beobachtern in der Bundesrepublik eine große Ratlosigkeit ausgelöst. Schon angesichts der ersten Trump-Regentschaft fragte der Historiker Heinrich August Winkler besorgt, ob „der Westen“ nun zerbreche.[1] Die Rückkehr von Donald Trump ins Präsidentenamt aufgrund seiner Wiederwahl am 5. November vor einem Jahr hat diese Ängste vor dem Verlust des amerikanischen Vorbilds nochmals verstärkt: „Was passiert mit meinem Amerika?“, entsetzte sich beispielsweise „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe. Trotz seiner Kenntnis des Landes „aus dem EffEff“ bleibe ihm ob des Wütens des „Trumpinators“ nur Ratlosigkeit und die doch eher schwache Hoffnung, dass die Kongresswahlen im Jahr 2026 das Blatt irgendwie wenden würden.[2] Trumps zweiter Wahlsieg – dieses Mal sogar mit einer echten, wenn auch knappen Mehrheit der Stimmen – hat auch anderswo große Zweifel bezüglich des Weiterbestehens einer westlichem Wertegemeinschaft geweckt. Vom „amerikanischen Ex-Freund“ schreibt Tobias Rapp im „Spiegel“, während andere Kommentator:innen den Trumpschen Triumph zum Anlass weiterführender Reflexionen nehmen, worin eigentlich genau das Wesen „des Westens“ bestünde.[3]
Die Verunsicherung, ja teilweise sogar Verzweiflung im Hinblick auf die Lage in den USA verweist auf ein tieferliegendes Problem.