Ausgabe Mai 1991

Land ohne Opposition?

Politik im neuen Deutschland

Politik im neuen Deutschland

Von Karl D. Bredthauer "Land ohne Opposition"? Auch wenn man die von Ulrich Beck, u.a. in seinem "Blätter"-Gespräch mit Frank Deppe (4/1991), wieder in die Diskussion gebrachte These aus Zeiten der deutsch-deutschen "Systemkonkurrenz" nicht oder nicht mehr für schlüssig hält - daß nämlich die beiden Deutschländer wechselseitig projektiv Oppositionsfunktionen füreinander wahrgenommen hätten -: spätestens mit der von den neuen Montagsdemonstrationen zeitweilig beflügelten Diskussion über eine "große" Koalition stellt sich die Frage, ob es in der neuen Bundesrepublik überhaupt noch nennenswerte Opposition gibt und worin ihre Funktion besteht oder bestünde, mit aller Schärfe. Anders gefragt: Weshalb sollte eine noch breitere Regierungsmehrheit (also zugleich: eine noch schwächere Opposition) besser befähigt sein, die Probleme des vereinigten Deutschland zu lösen? (Seit Jahrzehnten hat keine Bonner Regierungskoalition eine so bequeme Bundestagsmehrheit gehabt wie die amtierende seit dem 2.12.1990.

Mai 1991

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Demokratie

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.