Die Fernostpolitik der Russischen Föderation
Unter dem Blickwinkel seiner geographischen Ausdehnung ist Rußland heute in erster Linie eine asiatische Macht; über zwei Drittel seiner Fläche liegen in Asien. Rußland ist als der Nachfolgestaat der Sowjetunion somit geographisch von Europa abgerückt eine Reihe von "Pufferstaaten", gebildet aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, trennen Rußland heute von Mittel- und Südosteuropa. Dies sind bedeutende Veränderungen, die Auswirkungen auf die russische Außenpolitik haben. Moskau verlor damit wichtige Häfen am Schwarzen Meer und in der baltischen Region, sein Grenzverlauf am Pazifik blieb jedoch unangetastet. Die Auseinandersetzung in Moskau um die Neugestaltung der Außenpolitik ist heute auch ein Machtkampf zwischen den sog. Atlantisten (oder "Westlern") und den nationalpatriotisch gesinnten Eurasiern, die für eine verstärkte Abkehr vom Westen und eine Hinwendung zu Asien plädieren 1). Alexej Puschkow, stellvertretender Chefredakteur der "Moskau News", schrieb Ende 1992: "Ein untrügliches Zeugnis dafür, daß Rußland in der Außenpolitik ein eigenes Gesicht bekommt, ist seine Hinwendung nach Osten. Der November-Besuch von Boris Jelzin in Südkorea, die für Dezember geplante Reise Jelzins nach China und der für Januar in Aussicht genommene Besuch in Indien sprechen dafür, daß diese Orientierung ernst gemeint ist.