Die - euphemistisch ausgedrückt - Unzulänglichkeit gegenwärtiger europäischer Sicherheitsinstitutionen, -mechanismen und -strategien ist evident und bedarf keiner weiteren Begründung. Somit ist die Schaffung einer Sicheitsstruktur die den seit 1989/91 grundsätzlich veränderten politisch-strategischen Rahmenbedingungen in Europa entsprechen würde, eine der dringendsten und wichtigsten Aufgaben für alle europäischen Staaten und entsprechende internationale Organisationen. Das Ende der Ost-West Konfrontation hat eine historische, unwiederholbare Chance der Errichtung eines kooperativen Systems der gemeinsamen, alleuropäischen, politisch-militärischen, sozialwirtschaftlichen, humanitären und ökologischen Sicherheit eröffnet. Die gemäß der Pariser Charta 1990 reformierte und gestärkte KSZE/OSZE, in enger Zusammenarbeit mit solchen Organisationen wie der EU, WEU und der NATO, könnte angemessene Grundlage und Rahmen für die Bildung des erwähnten Systems sein. Diese Chance wurde aus verschiedenen subjektiven wie auch objektiven Gründen, vor allem wegen der tragischen Ereignisse von 1991, nicht voll genutzt. Sie unterliegt einer ständigen Erosion. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt eindeutig, daß militärische Mittel für die Lösung oder Bewältigung der vor Europa und der Welt stehenden Probleme, Krisen und Herausforderungen untauglich sind.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.