Aus der Geschichte der Konsumanlagen
Die Ladenöffnungszeiten sind wieder in der Diskussion (vgl. den Kommentar von Christoph Wagner in diesem Heft). Die Forderung nach "Liberalisierung" stützt sich unter anderem auf das Versprechen überdurchschnittlicher Innovationen im Einzelhandel. Mit historischen Aspekten befaßt sich der folgende Beitrag: Der Autor zeichnet die Entwicklung der Konsumstätten nach - vom Marktplatz zu postmodernen Anlagen des "erlebnisorientierten" Einkaufs. - D. Red.
Wer vor der industriellen und der Französischen Revolution einkaufen ging, der hatte unabweisliche Bedürfnisse zu befriedigen: was immer er kaufte, es diente der Reproduktion der Arbeitskraft, dem Erhalt des Lebens. Trat der Käufer in einen Laden, so betrat er ihn in der Absicht und mit der Verpflichtung, etwas zu erwerben, das der Händler feilbot: Rohwaren und Halbfabrikate wie Lebensmittel, Stoffe, Leder, Knöpfe oder Garne. Komplexere Gebrauchsgegenstände wie Kleidungsstücke, Möbel oder Waffen fertigten Handwerker nach Maß auf Bestellung an, sofern sie nicht in der eigenen Familie hergestellt wurden.
In Manufakturen erzeugte Artikel wie Arbeitsgeräte, Porzellan, Uhren oder Patentmedizin wurden auf Wochen- und Jahrmärkten verhökert. Und stets wurde um den Preis gefeilscht.