Ein amerikanischer Entwurf
Mehr als sechs Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sind zwei Administrationen mit ihren Versuchen gescheitert, nach dem Ende des Kalten Krieges eine Außenpolitik zu entwickeln, die sich der intellektuellen Unterstützung von Fachleuten erfreut und im Land insgesamt politisch akzeptiert wird. Weder George Bushs "neue Weltordnung" noch die seitens der Clinton-Administration verfochtene Doktrin eines "enlargement" von Demokratie und freier Markwirtschaft haben sich als Organisationsprinzip bewährt. Beide Regierungen sahen sich folglich wiederholt zu reaktiver Diplomatie genötigt. Erklärungen erfolgten ad hoc und agiert wurde mit dem Ziel, öffentlichen Druck abzuwehren oder das Image des Präsidenten zu schützen. Bei der Bush-Regierung zeigte sich dieses Vorgehen deutlich in ihrer Rußland-Politik.
Der Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa bot Amerika die größte Chance zur Umgestaltung der internationalen Beziehungen seit 1917, doch dem Land mangelte es an der geeigneten Doktrin, um auf die neue Lage angemessen reagieren zu können. Entsprechend wirkte die Bush-Regierung bei den Moskauer Ereignissen im wesentlichen als Zuschauer. Das änderte sich erst, als der demokratische Herausforderer Bill Clinton sich anschickte, seine Rußlandpolitik zu formulieren.