Zur politischen Ökonomie der Auswahl der EWU-Teilnnehmer
Im Frühjahr 1998 steht Europa vor einer Entscheidung von historischer Tragweite.
Sobald die Wirtschaftsdaten für 1997 vorliegen, treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, um darüber abzustimmen, welche Länder zu den Gründern der Währungsunion zählen dürfen und welchen dieses Privileg vorenthalten bleibt. Möglich auch, daß sich der EU-Gipfel Mitte Juni doch noch dazu entschließt, das Projekt Euro zu verschieben. 1) In der öffentlichen Diskussion wird häufig unterstellt, dieser Auswahlprozeß werde allein auf der Basis ökonomischer Kriterien ablaufen.
Schließlich lägen der Entscheidung klar festgelegte Referenzwerte 2) zugrunde, die einzig der ökonomischen Ratio folgen. Diese Ansicht hat vor allem in der Bundesrepublik viele Anhänger, weil sie impliziert, daß nur eine kleine Gruppe von Ländern an den Start geht: nämlich ein "Kern" aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Österreich, dazu möglicherweise Irland, Dänemark, Finnland - Länder, die eine mindestens zehnjährige Tradition der Währungsstabilität aufzuweisen haben und deren Volkswirtschaften hochgradig integriert sind.