Die "Wahl ohne große Bedeutung" entpuppte sich schon Stunden später für viele als "politisches Wunder im Gottesstaat" 1) Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl am 23. Mai in Iran ließ aufhorchen: Bei einer Wahlbeteiligung von gut 90% stimmten fast 70% von 30 Millionen Iranerinnen und Iranern für Sejjid Mohammed Khatami, dem auch kurz vor dem Urnengang nur wenige überhaupt reelle Chancen eingeräumt hatten. Der unerwartete Ausgang schockierte das religiös-konservative Establishment.
Schließlich erhielt Parlamentspräsident Nateq Nuri, Wunschkandidat der Konservativen und Protege des religiösen Oberhaupts der iranischen Republik Ayatollah Khamenei, weit abgeschlagen gerade mal ein Viertel der Stimmen. Im Vorfeld der Wahl hatte der sogenannte "Wächterrat" ausgesiebt: Nur vier von insgesamt 238 Bewerbern bestanden die strenge Prüfung und wurden als Präsidentschaftskandidaten akzeptiert. Zu ihnen zählten der ehemalige Informationsminister Mohammed Reyschahri, der Vizechef der Judikative Reza Zawarei - beide erhielten zusammen etwa 5% der Stimmen -, der erzkonservative Nateq Nuri und Muhammed Khatami, der zu jenem Zeitpunkt in breiten Teilen der Bevölkerung noch weitgehend unbekannt war.