General Naumann, der jüngst verabschiedete Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, hatte schon immer die Nase vom. Ende 1991, damals als Generalinspekteur der Bundeswehr, zeichnete er in seinem Strategie-Papier den künftigen Weg der Bundeswehr zu Out-of-Area-Einsätzen und Krisenreaktionskräften vor. Die Verbundenheit mit der Truppe hat ihn auch im NATO-Amt nicht verlassen. Anfang Mai überraschte der scheidende NATO-General die Öffentlichkeit mit einer Botschaft, die gleichsam in der Luft (über Jugoslawien) lag. Es sei an der Zeit, gab er der nachfragenden "Bild am Sonntag" (2.5.1999) zu verstehen, über die "Schaffung einer deutschen Tapferkeitsauszeichnung" nachzudenken. Und: "Das Eiserne Kreuz als Tapferkeitsauszeichnung hat eine gute Tradition in Deutschland seit den Befreiungskriegen." Nun kann man dem Vorschlag eine makabre Plausibilität nicht absprechen. Wenn schon unter dem Hoheitszeichen der Luftwaffe, dem Eisernen Kreuz, in Jugoslawien Einsätze geflogen werden, dann kann diesem Emblem auch für Ordenszwecke eigentlich nichts im Wege stehen. Gleichwohl rührt die Frage an das prekäre Traditionsverständnis der Bundeswehr und fordert eine vielschichtige - Debatte heraus, die längst nicht ausgestanden ist.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.