Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise in fünf Entwicklungs- und Schwellenländern Südostasiens 1) sind die Ursachen und Folgen dieses Ereignisses noch immer Gegenstand von zahlreichen Debatten. Dabei steht der Zusammenhang zwischen "monetären" und "realen" ökonomischen Prozessen und die gegenwärtige "Architektur" des internationalen Finanzsystems im Mittelpunkt des Interesses. Zu fragen ist aber darüber hinaus, welche mittel- und langfristigen Folgen die Krise und die Reaktionen darauf für die Entwicklungsländer insgesamt haben werden. Denn bis zum Ausbruch der Krise galten die südostasiatischen Länder allgemein als Erfolgsmodelle der Entwicklung. Dabei steht zunächst fest, daß die Auswirkungen der Finanzkrise auf die "reale" Ökonomie weit einschneidender waren als zu Beginn vielfach angenommen. In den fünf am meisten betroffenen Ländern kam es zu einem einschneidenden Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion und einer tiefen Wirtschaftskrise.
Tabelle 1 Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts in 5 asiatischen Krisenländern siehe Anhang
Die sozialen Folgen sind noch weit gravierender. Die Arbeitslosigkeit steigt steil an (allein in Indonesien, Südkorea und Thailand von 5,3 Mio. 1996 auf 18 Mio. Ende 1998), die Realeinkommen gehen dramatisch zurück (z.B. in Indonesien um 40 bis 60%). Mehr als 20 Mio. Menschen leben 1998 zusätzlich in absoluter Armut (weniger als ein Kaufkraftdollar am Tag).