Die vollen Konsequenzen der NATO-Intervention in Jugoslawien kommen erst noch auf uns zu. Diese hat sowohl die NATO als auch die EU verändert und die beiden zu Rivalen gemacht, die um Einfluß auf Europas Zukunft konkurrieren. Für die Europäer war der Krieg eine schmerzhafte Demonstration militärischer Unzulänglichkeit und strategischer Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten. Bestehende Pläne zur engeren europäischen Kooperation in der Rüstungsproduktion und -entwicklung sowie für eine neue militärische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Großbritannien (möglicherweise unter Einbeziehung Deutschlands) finden neuen Rückhalt.
Aber die bisherige Bilanz militärischer Zusammenarbeit in Europa, jenseits der NATO, erweckt kaum Zuversicht. Die NATO hat sich auf eine präzedenzlose Investition eingelassen, als sie ein Protektorat im Balkan erwarb - anvertraut vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, den sie selbst dazu drängte. Solange Serbien auf seinem Souveränitätsanspruch im Kosovo besteht, wird die Provinz nicht sicher sein - auch nicht, wenn das Kosovo weitgehend von den Serben verlassen wäre. Der Konflikt zwischen serbischen Ansprüchen und den kosovo-albanischen Unabhängigkeitsforderungen wird andauern, und die NATO ist jetzt der militärische Schiedsrichter.