Ausgabe Mai 2003

Jenseits verfestigter Ressentiments und Hassgefühle

Laudatio auf Amira Hass

Die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ und ihr Förderverein (die Gesellschaft für politisch-wissenschaftliche Publizistik und demokratische Intiativen e.V., Bonn) vergeben in diesem Jahr den Demokratiepreis an die israelische Journalistin Amira Hass. Amira Hass kann heute nicht bei uns sein. Im Schatten des Irakkrieges sieht sie als ihre journalistische Pflicht, zuhause, in den Palästinensergebieten, präsent zu bleiben. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin haben wir aber am Termin der Preisverleihung festgehalten. Ihre Freundin Alexandra Senfft wird Frau Hass vertreten und die Auszeichnung für sie entgegennehmen.

Lassen Sie mich bitte zunächst, bevor ich einiges zu den Gründen der Preisverleihung sage, die Preisträgerin bei denjenigen unter ihnen kurz vorstellen, die sie und ihr Werk noch nicht kennen.

Amira Hass ist Israelin. Ihre Eltern stammen aus Südosteuropa. Sie waren Opfer der Judenverfolgung durch Hitlerdeutschland. Der Vater war Rumäne und wurde deportiert, die Mutter stammte aus Bosnien und war Überlebende des Konzentrationslager Bergen-Belsen. Beide verließen nach dem Ende des Krieges Europa und wurden Bürger Israels.

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