Ausgabe November 2004

Die ganz alltägliche Gewalt

Die gesellschaftliche Relevanz von Gewalt gegen Frauen ist heute nicht mehr umstritten. Das ist nicht zuletzt ein Erfolg der Neuen Frauenbewegung, die - unter anderem mit dem Aufbau von Frauenhäusern seit Mitte der 70er Jahre - dazu beigetragen hat, das tatsächliche Ausmaß der Gewalt im Zusammenleben von Frauen und Männern bekannt zu machen. Das gewachsene Problembewusstsein hat daneben zu gesetzlichen Änderungen geführt. So wurde zum Beispiel 1997 Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt. Auch das im Jahr 2000 eingeführte unabhängige Aufenthaltsrecht für ausländische Ehefrauen, das deren Einbürgerung im Falle von besonderen Härten wie Gewalttätigkeit des Ehemannes erleichtert, ist erst dadurch möglich geworden.

Jüngstes Beispiel für die gestiegene Aufmerksamkeit für das Thema ist die Studie "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland" als die mit 10000 Befragten erste repräsentative Arbeit zum Thema Gewalt gegen Frauen. Sie wurde am 21. September von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) der Presse vorgestellt.1 Demnach haben 37 Prozent aller befragten Frauen seit dem 16. Lebensjahr körperliche und 13 Prozent sexuelle Gewalt erlitten.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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