Die Umweltpolitik steckt in einer tiefen Krise. Ihr zentrales Problem: Alle erzielten Fortschritte, etwa beim Schutz des Klimas oder der biologischen Artenvielfalt, sind zu gering im Vergleich zur Zunahme der Probleme. Die Problemlösung kann mit der Problementstehung faktisch nicht Schritt halten. Die Krise der Umweltpolitik ist aber auch eine Krise der Umweltbewegung. Diese muss ihre Analyse der Ausgangssituation und ihre daraus folgende Strategie neu überdenken.
Der größte Erfolg der Umweltbewegung ist nämlich gleichzeitig ihr größter Misserfolg. Heute existiert keine umweltpolitische Herausforderung, für die es keine Lösung gibt - doch überall scheitern die Lösungen an der politischen Realität. Es ist beispielsweise hinlänglich bekannt, was gegen die globale Erwärmung getan werden muss. Doch der Meeresspiegel steigt und steigt, und die Unwetterschäden nehmen weiter zu. Trotzdem verheddern sich die Klimaverhandlungen mehr und mehr in einem unübersichtlichen Paragrafendschungel. Auch über den dramatischen Verlust der Artenvielfalt existiert ein breiter Konsens; Lösungsvorschläge gibt es zuhauf. Dennoch fallen die letzten Urwälder in rasantem Tempo kurzfristigen kommerziellen Verwertungsinteressen zum Opfer.
Nicht technische und politische Lösungen sind also heute das Problem, sondern deren Durchsetzung.