Ausgabe Januar 2007

Neue Bewegung in Nahost

Nach dem Debakel des Libanonkriegs werden die Spielräume der israelischen Regierung ersichtlich enger. Damit scheint sich die diplomatische Paralyse endlich zu lösen, die im Zusammenspiel von Wunschdenken und Wirklichkeitsverweigerung politische Fortschritte bisher vereitelte. Minister im israelischen Kabinett halten ihrem Ministerpräsidenten politische Unbeweglichkeit vor; das Verhältnis zwischen Ehud Olmert, seiner Außenministerin Tsipi Livni und Verteidigungsminister Amir Peretz ist stark belastet. Auch von auswärtigen Parteien, die sich bislang mit der Begründung zurückhielten, dass die Gemeinsamkeit der Interessen überwiege, wird Jerusalem inzwischen aufgefordert, seine Politik gegenüber den Palästinensern einer grundlegenden Revision zu unterziehen. So haben 135 namhafte Politiker aus aller Welt im Oktober 2006 dazu aufgerufen, eine internationale Konferenz mit dem Ziel eines umfassenden Friedensvertrages einzuberufen, was auch von arabischen Staaten befürwortet wird.

Bemerkenswerterweise hat die Kritik der israelischen Politik auch die USA erreicht.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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