Ausgabe August 2007

Neue Linke, neue Lage

Die mediale Resonanz auf die Gründung der neuen Linkspartei war gewaltig. Doch in erster Linie wurde die Neugründung in den Leitmedien der Republik als populistische Zumutung und Anmaßung wahrgenommen. „In Wahrheit, das weiß man, hat die Linke nicht viel zu bieten“, urteilte gewohnt herablassend und stellvertretend für viele „Die Zeit“, um der neuen Partei gleich noch eine eher geringe „Halbwertszeit“ zu prognostizieren.1

Und in der Tat konnten die lauten Töne der neuen Partei durchaus als anmaßend erscheinen. Das beginnt, wie selbst Gregor Gysi eingestand, bereits beim Namen. Die Selbstetikettierung als „Die Linke“ wird in jedem Fall zu Irritationen führen, sowohl linguistischer als auch inhaltlicher Art. Zukünftig wird man nachfragen müssen, ob die Linke mit kleinem oder großem d gemeint ist. Es sei denn, man wollte tatsächlich „Die Linke“ mit der Linken in eins setzen.

Das aber führt zu der zweiten steilen Behauptung. Es gehört, so möchte es scheinen, schon besondere Chuzpe dazu, wenn man wie Gregor Gysi mantraartig postuliert, mit der Gründung der Linkspartei werde die „Einheit der Linken“ vollendet.2 Es sei denn, diese seit dem 16.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Parteien

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.