Ausgabe August 2008

Terror-Reklame

Washingtons Antiterrorkrieg stand lange im Zeichen eines Streits, der mittlerweile eigentlich beigelegt sein sollte. Er drehte sich darum, ob Al Qaida die machtvolle, weltumspannende Organisation ist, als welche die Bush-Administration sie ausgibt, oder ob es sich bei ihr seit dem Rückzug in Pakistans Stammesgebiete vor allem um ein Internet-Phänomen handelt – ein Beispiel für angewandte politische PR: ein Markenzeichen, das jeder in Anspruch nehmen kann, um weltweit wahrgenommen zu werden und um, beispielsweise unter muslimischen Jugendlichen in Europa, im Freundeskreis und bei den Mädchen Eindruck zu schinden.

Unter akademischen Terrorismus-Experten in Amerika wird darüber immer noch ernsthaft gestritten, wobei etwa Bruce Hoffman von der Georgetown University darauf besteht, Al Qaida sei heute gefährlicher denn je. Das deckt sich mit den gängigen Vorstellungen der Bush-Administration und der von ihr bevorzugten Denkfabriken. Schließlich war sie es, die Al Qaida am meisten und am dauerhaftesten Aufmerksamkeit verschaffte, indem sie immer wieder den Alarmzustand ausrief und neue terroristische Schandtaten ankündigte, die dann ausblieben – zweifellos aufgrund der Warnungen Washingtons.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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