In wenigen Fragen war sich die Bevölkerung bisher so einig wie bei der Verurteilung von Bonus-Zahlungen für die „schamlosen Banker“. In der Kritik stehen diese Zahlungen allerdings vor allem deshalb, weil der Staat die Geldinstitute der Boni-Empfänger gerade erst mit Steuergeldern vor der Insolvenz bewahren musste. Tabu – zumindest in Deutschland – scheint dagegen die wesentlich grundlegendere Frage zu sein, ob die Gewinne, auf denen diese Bonus-Zahlungen all die Jahre beruhten, überhaupt rechtmäßig verdient wurden.
Anders ist die Lage im Ausland: Im britischen Unterhaus müssen Bankchefs wegen riskanter Geschäfte Rede und Antwort stehen; im US-Senat werden sie von den Finanzfachleuten erbarmungslos „gegrillt“. Hierzulande beraten sie die Regierung bei der Bekämpfung der Krise.
Es stimmt verdächtig, dass insbesondere Vertreter der Finanzwirtschaft sich gerne hinter einer vermeintlichen Kollektivschuld verstecken. „Wir haben alle Fehler gemacht“, meint zum Beispiel Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank. Und für den Vorstandvorsitzenden der Münchner Rück, Nikolaus von Bomhard, muss sogar die „nicht ausgeprägte Grundausbildung der Deutschen in Finanzfragen“ als ursächlich für die Krise herhalten.