In Chongqing, einem rasch wachsenden westchinesischen Stadtstaat an den Ufern des Jangtse, erinnert im Herzen der Innenstadt ein sechs Stockwerke hoher Turm an die Opfer des „antijapanischen Krieges”, wie die Chinesen ihn nennen. Nach dem Einmarsch der Japaner im Jahre 1937 verlegte China seinen Regierungssitz von Nanjing nach Chongqing. Die Stadt wurde so zum Ziel japanischer Luftangriffe und im Verlauf des Krieges stark zerstört. Ein Jahr, nachdem Mao Zedong 1949 das neue China begründet hatte, gedachte er der im Krieg Gefallenen mit dem Volksbefreiungs-Gedächtnisturm. Im städtischen Ausstellungszentrum erklärte ein Fremdenführer mir 2009, noch vor 20 Jahren sei das Denkmal das höchste Gebäude der Stadt gewesen. Heute stellen mindestens drei riesige Wolkenkratzer den Turm in den Schatten. In einer Fußgängerzone des Geschäftsviertels an einer Kreuzung gelegen, hat er heute ungefähr so viel Anteil an der Silhouette Chongqings wie eine Würstchenbude an Manhattans Skyline.
Die erste Chinareise meines Lebens fand – mit Unterstützung der China-United States Exchange Foundation – gerade mal einen Monat nach den Feiern zum 60. Gründungstag der Volksrepublik statt.