Italien steht Kopf, seit Monaten halten die neuesten „Bunga-Bunga“-Enthüllungen über Silvio Berlusconi das Land in Atem. Angesichts des soeben in Mailand angelaufenen neuen Gerichtsprozesses gegen den Staatschef tauchen immer wieder zwei grundsätzliche Fragen auf: Warum kann ein Mann wie Berlusconi sich trotz seiner unzähligen Skandale weiterhin an der Macht halten, obwohl in anderen westlichen Demokratien bereits einer dieser Skandale ausgereicht hätte, den Ministerpräsidenten zu stürzen? Und warum wählt die Mehrheit der Italienerinnen und Italiener diesen Mann seit fast zwei Jahrzehnten immer wieder zu ihrem Regierungschef?
Die Antworten, die von Italienern selbst oder von ausländischen Beobachtern, Journalisten und Politikern gegeben werden, heben im ersten Fall auf die Rolle einer zersplitterten wie schwachen Opposition und auf die andersartige politische Bewertung solcher „Skandale“ in Italien ab. Im zweiten Fall wird im Wesentlichen auf das Medienmonopol Berlusconis, auf das für seine Parteiengruppierung zugeschnittene Wahlgesetz und – in letzter Zeit zunehmend – auf die durch ihn repräsentierte Mentalität eines Großteils der Bevölkerung hingewiesen.
Nun sind diese Erklärungen sicherlich nicht falsch.